Papst Franziskus
Audio | 26.04.2025 | Dauer: 00:04:05 | SR kultur - (c) SR
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Ich habe einen Ohrwurm. Er geht mir nicht mehr aus dem Kopf. Ich höre ihn ununterbrochen. Seit Papst Franziskus krank war, höre ich ihn in meinem Kopf. Diesen Ohrwurm. Eigentlich ist es gar kein richtiges Lied. Es ist ein Sprechgesang, der mich zutiefst berührt. Und das hätte ich kein bisschen erwartet. Jedes Mal, wenn ich in Rom auf dem Petersplatz war und ihn gesehen habe, haben es Menschen gesungen.
“Papa Francesco, papa francesco”...
Heute klingt dieser Ruf besonders in mir nach. Papst Franziskus ist tot. Und in mir höre ich die Stimmen der Menschen, die ihm zu Ehren in Rom seinen Namen rufen. Die Momente auf dem Petersplatz, in den Namen Franziskus meistens unter ziemlich erschwerten Wetterbedingungen gehört habe, berühren mich sehr. Bei 30 Grad, inmitten tausender Messdienerinnen und Messdiener. Papa Francesco. Inmitten einer Pilgergruppe, mit der ich in Rom unterwegs bin. Papa Francesco. Unterwegs mit einem Chor, den ich durch Rom führen darf. Papa Francesco.
Franziskus – er war der erste, der diesen Namen wählte. Und mit diesem Namen hat es etwas Besonderes auf sich. Die Wahl seines Namens - ein echtes Statement. Sein Namenspatron ist Franz von AssisiEr war der erste Papst, der diesen Namen wählte: Franziskus. Sein Name war Programm. Nach seinem Tod erinnert Luisa Maurer daran, wofür dieser Name steht: Liebevoll Mitmenschen und die Schöpfung als Bruder und Schwester anzusehen.
. Der nennt alle Geschöpfe, Menschen, Tiere, Sonne, Mond und die ganze Natur Schwester und Bruder. Er soll mit den Tieren gesprochen und für die Vögel gepredigt haben.
Mit seinem Namenspatron gab der Papst den Ausgegrenzten und den Armen seine Stimme. Immer wieder erinnerte er in seiner Amtszeit daran, dass ihm eine “verbeulte” Kirche lieber sei. Verbeult, weil sie sich nicht zu schade ist, rauszugehen zu den Menschen, anstatt sich bequem und sicher hinter verschlossenen Mauern auszuruhen. Schon zu Beginn seiner Amtszeit betonte er die Geschwisterlichkeit. Seine ersten Worte als Papst lauten: “Fratelli e sorelle, buonasera.” “Brüder und Schwestern, guten Abend.” Und im Laufe seiner Amtszeit wird er weitere Zeichen setzen. Nicht zuletzt, weil er statt Limousine lieber Ford Focus fuhr. Auch die Wahl seiner Wohnung, eine Zweizimmerwohnung im Gästehaus des Vatikans, eher untypisch. Mit seiner Enzyklika Laudato Si betonte er, dass wir unser Klima nicht vergessen dürfen. Er war der erste lateinamerikanische Papst, der erste jesuitische Papst und der erste in mehr als tausend Jahren, der nicht in Europa geboren war.
Der Name Franziskus war mehr als ein Name. Er war gewissermaßen sein Programm. Wie die Menschen seinen Namen rufen, den Jorge Mario Bergoglio als Papst wählte, werde ich nicht vergessen. Egal, wie man zu der Verehrung von Päpsten stehen mag. Es schadet nicht, diesen Namen in Erinnerung zu behalten. Papa Francesco. Für ihn und für alle, die um ihn trauern, bete ich heute. Der Name Franziskus steht auch nach seinem Tod dafür: Sich liebevoll für Mensch und Welt einzusetzen. Mein Ohrwurm erinnert mich daran. Mit Papst Franziskus Mitmenschen und die Schöpfung geschwisterlich sehen und danach handeln. Das wäre doch etwas, auch nach seinem Tod.
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