1954 - Ludwig Harig: Fußballspiel (1966) Das erste Stereo-Hörspiel der deutschen Rundfunkgeschicht
Audio | 28.08.2020 | Dauer: 00:18:43 | SR.de - (c) SR
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Das legendäre Fußballspiel Saarland gegen Deutschland lag schon 12 Jahre zurück, da machte erneut ein Fußballspiel von der Saar Furore. Es bestand allerdings nur aus Worten, Stimmen, Klängen und Geräuschen – ein Hörspiel. Geschrieben hatte es der saarländische Autor Ludwig Harig, speziell für eine brandneue Übertragungstechnik. Durch die UKW-Frequenzen war es möglich geworden, Sendungen auch in Stereo zu übertragen. Damit konnten nicht nur Musik in viel besserer Qualität gesendet werden, das Radio konnte nun auch die Illusion von Raum erzeugen. Die Ohren hörten eine Stimme von links, eine andere von rechts, eine dritte aus der Mitte, von weiter hinten, weiter vorn usw.
Ludwig Harig schrieb sein Hörspiel geradezu aus „der Tiefe des Raumes“. Das Hörspielstudio des SR wurde zum Fußballstadion. Aber Harig ging es um sehr viel mehr als um das akustische Abbild eines wirklichen Fußballspiels – das virtuelle Stadion war nur die Bühne für ein existenzielles Drama und ein entlarvendes Spiel mit den Sprachhülsen des Sports, des Krieges, der Kirche, des Alltags. Harig zerpflückt, zerschneidet, zerhackt das übliche Sprechen in kleine Einzelteile und kombiniert sie neu – so überraschend, rasant und elegant wie jener brasilianische Fußballzauberer, der in diesen Jahren die Sportberichterstattung dominierte: Pelé. Später hat Harig ihm eine eigene Erzählung gewidmet („Pelés Knie“, Hanser Verlag 1999). Harigs „Fußballspiel“ ist als erstes Stereohörspiel ein Meilenstein der Rundfunkgeschichte und ein auch noch heute noch hörenswertes Sprach- und Sprechexperiment.
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